Einige von euch haben es mitbekommen, dass ich Anfang März an der Nase operiert wurde. Nun, knapp einen Monat später, ist es Zeit für einen Kassensturz: Was hat es eigentlich gebracht? Bevor ich darauf eingehe, hier die Kurzfassung der Vorgeschichte:
Nachdem ich jahrelang mit einer nicht komplett freien Nase durchs Leben lief, führte mich eine Nasennebenhöhlenentzündung Anfang des Jahres zum HNO-Arzt mit der längsten Wartezeit meines Vertrauens. Zum besseren Befreien der Nebenhöhlen bekam ich ein Spray, welches die Schleimhäute abschwillen ließ. Das erste Mal, solange ich mich erinnern konnte, konnte ich frei durch die Nase atmen, bis dato wusste ich nicht, wie sich das anfühlt. Also bin ich zurück zu meiner Ärztin und habe ihr gesagt, dass ich dieses Gefühl dauerhaft haben möchte (quasi ein wir-machen-den-Nasenweg-frei-Abo). Gesagt, getan, nach ein paar Tests stand fest, die Nasenscheidewand muss korrigiert werden und die Schleimhäute verkleinert. Auf dem Röntgenbild äusserte es sich wie folgt (nein, das ist keine Scream-Maske, das bin ich):

(ich glaube, ich muss nicht explizit drauf hinweisen, wo die schiefe Nasenscheidewand ist, oder?)
Am 07.03 fand ich mich also unter’m Messer wieder. Kurz und schmerzlos (danke, Vollnarkose) wurden die nötigen Veränderungen vorgenommen, so dass ich kurz nach der OP schon wieder nach Hause wollte.
Aber freie Nase war erst einmal nicht. Die ersten 24 Stunden musste ich eine Rotzschleuder unter der Nase tragen, zusätzlich steckten in den Nasenlöchern je ein Ding, welches beim Rausnehmen wie ein hartes Etwas umhüllt von einem Kondom aussah. Unglaublich, wie groß es war und dass es in meine Nase passte. Nebenbei sah ich auch noch ziemlich besch…eiden aus:

Sollte aber kein Problem darstellen, schließlich war ich nur zu Hause, musste nicht raus und trat somit niemandem unter die Linse… bis zum nächsten Nachmittag, wo ich in die Praxis musste, um Rotzbremse und Co. loszuwerden. Leider war Phili mit dem Auto aufm Weg nach Karlsruhe, mir blieb also nichts anderes übrig, als in den Öffentlichen Verkehrsmitteln Hannibal Lecter zu spielen. Dass genau in den Bus, den ich nahm, eine schwäbische Schulklasse einstieg („sprechen die in Mannheim eigentlich auch schwäbisch?“ – „isch glaub scho, oda?“), spricht für mein ungeheueres Glück…
Rotzbremse und Kondom waren also weg, die Nase war frei. Theoretisch. Denn praktisch war es so, dass die Nasenschleimhäute durch die Beschneidung ziemlich gereizt waren (was ich als Mann sehr gut nachvollziehen kann), weswegen sie ohne Ende lief (und zwar nicht á la ein Spaziergang, wir reden hier von einem Marathon!). Dieser Zustand hielt einige Tage an, wurde aber durch regelmäßige Nasenspülungen gelindert.
Nun sind knapp ein Monat vergangen und ich kann sagen, die OP hat sich voll und ganz gelohnt. Ich kann endlich frei atmen, das klingt auf den ersten Blick nicht sonderlich erregend. Aber es ändert für mich enorm viel. Normalerweise fing mein Tag mit der Benutzung eines Taschentuchs an und endete auch mit diesem, kein Witz. Morgens aufstehen, ins Klo torkeln, Taschentuch. Abends Zähneputzen, ins Bett fallen, Taschentuch. Das weiße Stück Papier war mein ständiger Wegbegleiter, immer und überall. Mittlerweile benötige ich es nur noch wenig und im Tagesablauf hat es erst sehr spät seinen Auftritt.
Ich habe mich mittlerweile schon dabei erwischt, wie ich in langweiligen Sitzungen mir die Zeit damit vertrieben habe, tief ein- und auszuatmen. Warum? Weil ich’s kann! Und weil es sich geil anfühlt (und interessanter ist als die Sitzung)! Einfach nur ein und aus und dabei das Gefühl genießen, wie es sich anfühlt und anhört. Denn das ist der zweite Punkt: Ich atme leiser, quasi lautlos. Kannte ich bis dato auch nicht. Man hört es einfach nicht, kein Schnaufen, kein Schniefen, nichts. Der Hammer!Und das, obwohl die Nase manchmal noch läuft. Das ist die nächste geniale Erkentnis: Meine Nase kann laufen und ich kann trotzdem durch die Nase atmen, ohne Probleme. Früher wusste ich: Wenn die Nase läuft, ist sie dicht, kein Atmen möglich. Heute ist meine Nase multitaskingfähig: Laufen und atmen, beides gleichzeitig! Ihr ahnt nicht, wie toll das ist.
Zum Ende noch was kurioses: Als ich am Morgen nach der OP mich anzog, fand ich an meinem Körper folgendes:

Dass die Dinger nach der OP an mir vergessen wurden, ist schon ein wenig kurios. Viel faszinierender finde ich, dass ich bei der OP das OP-Hemd und darunter ein T-Shirt trug. Ham die mich während der OP komplett entkleidet, um die Dinger anzukleben?!?
Gruß
Hauke